Rapunzel kam am 30.12.2015 ziemlich untergewichtig und mit einem mehr als schlimmen Augeninfekt zu uns. Sie war unser kleines Piratenschweinchen, denn ihr linkes Auge mußte heraus operiert werden. Die OP hatte sie gut überstanden, doch der kleine Körper von Rapunzel hatte leider aufgegeben.
Rapunzel war das letzte Notfellchen welches wir im Jahr 2015 aufgenommen haben und leider eine der Ersten welche 2016 in den Sternenhimmel gezogen ist.
Doch lest selber:
Am 30.12.2015 kam ein verzweifelter Anruf, ein krankes Schweinchen muss sofort von uns aufgenommen werden.
Angekündigt war ein Mädchen, ca. ein halbes Jahr alt aber mit nur 400 g Gewicht. Sie wurde wohl selber erst aus einer e‑Bay Anzeige übernommen, man setzte sie zu dem eigenen Buben. Doch das Glück währte nicht lange, denn Weihnachten wurde der Notdienst aufgesucht, da es bei beiden zu einer Augenentzündung kam. Welches mit zwei Salben behandelt wurde. Da nun ein Urlaub der Besitzerin Anstand und die restliche Familie nur die Versorgung des Buben übernehmen wollten, wurde natürlich ganz dringend ein Platz für die Kleine gesucht.
Wir zögerten nicht lange, nahmen sie auf und nannten sie Rapunzel, wir fuhren sofort in die Tierklinik, die spontan einen Termin für uns frei hatte.
Rapunzel hatte nicht nur eine Bindehautentzündung, sondern das linke Auge war stark quellend geschwollen, mit einem starken Grauschleier, sowie einer sichtbaren Einblutung und man sah auf der Hornhaut eine große Verletzung. Weiter zeigten sich am ganzen Körper mehrere kahle Hautstellen, wo wir ein Labor eingeleitet haben. Und für ihr junges Alter konnte eine Ovarialzyste nachgewiesen werden. Nach der ersten Augenuntersuchung, sollten wir einen Therapieversuch mit einem anderen Medikament versuchen, sowie einer Pflegecreme.
Bei der Kontrolle am 05.01.2016 war das Auge etwas abgeschwollen aber es zeigte sich ein Abszeß hinter dem Augapfel, Rapunzel sollte weiterhin die Salbentherapie bekommen und noch dringend etwas zunehmen. Denn bei einem Gewicht von 440g ist eine OP ein großes Risiko. Die geplante OP musste dann doch vorverlegt werden, da das Auge anfing leicht zu bluten und der Eiter suchte sich den Weg nach Aussen. Also brachten wir sie am 11.01.2016 in die Tierklinik, mit einem Gewicht von 480 g und wir bangten alle mit, die OP sollte am 12.01. stattfinden.
Dr. Trost, die Augenspezialistin, hat sich auch nochmal alles am OP Tag angeschaut und bestätigt das ihr Auge unbedingt raus muss. Nun hat die kleine Rapunzel aber auch noch eine Nervenlähmung (Fasciales-Nerv) was die Sache nicht wirklich einfacher macht. Dr. Trost hatte schon mal so einen Fall, da war die Ursache ein Lymphom. Nun wollten sie wissen ob das Tier überhaupt noch operiert werden soll. Sollte es tatsächlich ein Lymphom sein, wird die Lebenserwartung sowieso nicht groß. Die Narkose ist ein Risiko weil Rapunzel trotz dem Fütter-Marathon nicht wirklich gut zugenommen hat.
Die Alternative wäre die sofortige Euthansie weil das Auge natürlich auch Schmerzen verursacht.
Eine Gradwanderung, wir haben für die Operation gestimmt auch mit dem Risiko dass sie die Narkose vielleicht nicht überlebt. Aber dann hat es ebenso sein müssen. Zumindest nicht gleich die Entscheidung des Tods ohne einen Versuch gewagt zu haben.
Sollte sie die Operation gut überstehen und diese Nervengeschichte, die ja noch ganz frisch ist, weiter bestehen bleiben bzw.sich verschlechtern, gibt es dafür noch gute Medikamente. Wenn das dann alles gut wird und Rapuzel trotzdem am Krebs sterben muss, haben wir zumindest alles Menschenmögliche getan.
Rapunzel ist unglaublich fröhliches Tier das so viel Lebensfreude zeigt, so das wir Rapunzel zumindest die Chance geben wollten.
Nun bangten wir wieder.
Es gab Entwarnung, die Tierklinik rief uns an, um Mitzuteilen das Rapunzel die OP gut überstanden hat und schon eigenständig frisst. Am nächsten Tag schon durften wir sie abholen. Ein paar Tage später kam dann der Pathologische Bericht, es konnte kein Lymphom nachgewiesen werden. Wir behandelten die Fascialisparese und das leichte Zucken ihres Köpfchens wurde immer weniger, bis es ganz Verschwand.
Bei der Wundbehandlung und dann nach dem Fadenzug war alles gut verheilt, laut der Tierklinik kann es aber noch im nächsten halben Jahr zu einer Entzündung oder Problemen kommen. Also braucht sie noch gute Beobachtung.
Rapunzel weiß glaube ich nicht dass sie ein Meerschweinchen ist, sie legt ein etwas merkwürdiges Verhalten an den Tag.
Sie kann nicht wirklich quietschen, sie faucht eher. Sie springt am Auslaufgitter hoch und kippt beim Männchen machen auch schon mal um. Sie wirkt dann immer ganz aufgeregt. Wenn ich meine Hand in den Stall halte, dann klettert sie drauf und lässt sich rausnehmen.
Sie braucht noch viel zugefüttert, sie nimmt alles aus der Spritze, nichts nimmt sie selbständig aus dem Napf. Scheinbar hat sie nur kurz oder überhaupt keine Mama gehabt, so krass Spritzenfixiert habe ich noch kein Schweinchen gesehen. Sie turnt beim Füttern gerne auf uns rum, legt sich dann auch in die Ellenbeuge und schläft dort ganz gemütlich.
Doch ein großes Problem war nach der OP ihr Durchfall, sie frass auch schlecht. Das Gewicht was ja nur magere 440g hatte, vor der OP dann 480g war nun leider runter unter 400 g trotz vielen Zufüttern.
Sie ist natürlich auch immer etwas nervös, wenn sie wo anders ist oder sie raus aus dem Stall will.…
Das neugierigste Tier was ich kenne. Dass sie nur ein Auge hat, scheint sie überhaupt nicht zu beeinflussen.
Nachdem die Naht komplett zu war, haben wir sie in unserer Hilflosigkeit in unsere große eigene Gruppe gesetzt. Mit der Hoffnung dass sie dort lernt, wie man sich als Meerschweinchen verhält und auch das Fressen lernt. Unsere Cinder und Rotzfrech haben sie sofort adoptiert, unser Gnadenbrotbub Black Beauty bewacht sie wenn sie schläft und ist ganz vorsichtig in ihrer Nähe.
Rapunzel ist eine kleine Ausbrecherin, sobald sie uns im Wohnzimmer hört dann faucht sie, springt auf das höchste Haus und klettert dann aus dem Eigenbau raus um mir mitzuteilen das sie nun Rodicare oder Critical Care hätte…
Leider war Rapunzel immer noch nicht über den Berg, sie frisst kaum eigenständig, sie holt sich aber viel Zusatznahrung selbständig ab. Nun hat sie eine Fehlstellung an den Vorderzähnen entwickelt, so dass wir sie erneut vorstellt wurde. Viel mehr abnehmen darf die kleine Piratin nun nicht mehr.
Die Chance auf ein langes Leben blieb Rapunzel leider nicht vergönnt, am 24.01.2016 hatte sie plötzlich einen Grauschleier auf dem gesunden Auge. Sie kuschelte sich sehr an Cinder und schien die Wärme von ihr zu geniessen. Wir brachten sie am 25.01. sofort in die Tierklinik, sie konnten sich das Auge nicht erklären. Da am 26.01.2106 die Augenärztin wieder in der Klinik war und Sie sich Rapunzel anschauen sollte, liessen wir Rapunzel zusammen mit Begleitschweinchen Cinder in der Klinik. Frau Dr. Trost wollte Sie sich gleich in der Früh ansehen.
Rapunzel wurde regelmäßig in der Nacht gefüttert, sie war nicht auffällig. Trotzdem lag sie bei einem Durchgang plötzlich Tod neben Cinder. Der kleine Körper hatte scheinbar keine Kraft mehr. Die Klinik hat keinen Grund gefunden, aber die ganze Symptomatik könnte doch auf ein Tumorleiden sprechen, evtl. ausgehend vom Gehirn. Wir werden es aber nie genau wissen.
Wir sind alle sehr erschüttert, der kleine Wirbelwind war nun nicht lange bei uns, aber sie hatte sich sofort in unser Herz geschlichen. Auch die Meerschweinchen schienen sie sehr gerne zu haben. Ihr Fauchen fehlt uns, trotzdem war es sehr bereichernd die kleine Maus kennengelernt zu haben.
Adieu, kleine Piratin. Wir vermissen dich. Deine Pflegemamas Nicole und Tanja