Linus und Amelie (Opi und Hupi Heesters)
Unser betagter Rosettenmann Linus kam im Alter von ca. 7 Jahren bereits mit einem Penisvorfall und einer Einschränkung in der Streckbewegung beider Knie der Hinterbeinchen (Arthrose) zu den Heuwuslern.
Er lief dementsprechend sehr hochbeinig und konnte weder auf Häuschen springen noch Etagen/Treppen gehen. Dennoch krabbelte er gerne durch den Auslauf und erkundete unerschrocken seine Umgebung. An seinem vorherigen Platz war er erst vor kurzem eingezogen, konnte aber nicht bleiben, da er sich mit der Meerschweinchen-Dame des Hauses nicht einigen konnte. Nach kurzer Zeit zog er so zu unserem Quasi- Gnadenbrotschweinchen Amelie in eine 2er-Seniorenresidenz.
Amelie hatte zuvor 3 Jahre alleine gelebt und war allen anderen Schweinchen gegenüber eher skeptisch, doch in Linus fand sie einen Freund. Sie war eine wirkliche Diva und hat dies auch gelebt.
Linus wurde gegen seinen Penisvorfall und die Arthrose behandelt, der Penisvorfall ging letztendlich komplett zurück und Linus konnte sich dank der Behandlung trotz Arthrose wieder besser bewegen. Er konnte sogar seine Vorderpfoten wieder auf Erhöhungen aufstemmen – auch krabbelte er mit dem Oberkörper in die Heuraufe und genoß die neue Beweglichkeit.
Bezeichnend war es, wenn er es sich 10 min. lang unter lautem Geoinke in seinem Kuschelsack bequem gemacht hat – auch lag er gerne eingerollt quer in Kuschelröhren.
Nach einer Weile hat sich Linus Arthrose verschlechtert – seine Knie konnte er kaum noch beugen und die Hüfte war auch in Mitleidenschaft gezogen. Er lag mehr im Heu und schaffte es nicht mehr in die Heuraufe. Trotz extrem kalziumarmer Ernährung hatte Linus massiven Blasengries ausgebildet, so dass er häufig gesäubert und eingecremt werden musste. Deswegen standen regelmäßige Infusionen und Medikamente auf dem Plan, die Linus mit routinierter Selbstverständlichkeit über sich ergehen liess. Tabletten nahm er sogar gerne aus der Hand.
Auch Amelie hatte ihre Wehwehchen ausgebildet – im hohen Alter von 7 Jahren musste sie aufgrund einer Hämometra noch kastriert werden, wobei noch Zysten und ein Tumor entfernt wurden. Eine häufig auftretende Kiefergelenksarthrose führte dazu, dass sie zeitweise nicht Fressen konnte, dazu kam in unregelmäßigen Abständen Durchfall und eine schnaufende Atmung aufgrund von verengten Nasengängen. Die schwere Atmung führte dazu, dass wir sie liebevoll auch Hupe oder Hupi Heesters nannten.
Beide genossen verstärkt ihre Zeit im Heu und in Kuschelsäcken. Im Winter lagen diese am liebsten noch auf Wärmekissen.
Das wechselhafte Wetter hat dann der Arthrose der beiden noch einmal starken Auftrieb gegeben, so dass Linus seine Hinterbeinchen gar nicht mehr bewegen konnte. Durch die schlechte Durchblutung von Linus Hinterbeinchen trug er sogar maßgefertigte Wollsocken, die ihn nicht störten.
Eine Zeitlang genoss er es umsorgt zu werden, jedoch zeigte auch das dauerhafte Liegen seine Auswirkungen. Bei Amelie trat ein Tumor im Bauchraum auf, der im Alter von 9 Jahren nicht mehr operabel erschien. Dieser hatte sich so schnell entwickelt, dass man meinen könnte sie hätte entschieden nicht ohne Linus sein zu wollen und nun mit ihm gehen zu dürfen.
Am Samstag, den 12.7.2014 wurden die beiden auf der Pflegestelle durch unsere Tierärztin auf den Weg über die Regenbogenbrücke geleitet.
Die beiden tapferen Schweinchen sind dann Seite an Seite eingeschlafen – Linus hatte bis zuletzt ein Grinsen auf den Lippen und war ganz zufrieden unterwegs. Er hat wohl auf dem Weg über die Brücke seine Arthrose abgelegt und ist auf der anderen Seite vollständig gesund angekommen und endlich wieder losgaloppiert.
Amelie hat sich etwas mehr Zeit gelassen und bis zuletzt gekämpft. Wahrscheinlich wusste sie, dass Linus auf der anderen Seite auf sie wartet und das erste Mal seit sie sich kennen schneller laufen kann als sie. Nun kann er wieder hinter ihr her, ihr auch mal wieder das Öhrchen abschlecken und sie ein wenig zurechtweisen, wenn sie sich wieder wie eine Diva benimmt. Die beiden waren wie das buchstäbliche alte Ehepaar – sie konnten nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander. Amelie hat kein Schweinchen an ihrer Seite akzeptiert, obwohl wir es mit einigen versucht haben. Einzig Linus durfte bleiben – und den hat sie dann gleich gesucht, wenn wir ihn zur Medikamentengabe herausgenommen habe. Am liebsten wollte sie gleich in einem Kuschelsack mit ihm liegen.
Vielen Dank an Frau Endres, die Linus nicht nur finanziell, sondern auch moralisch unterstützt hat und sich immer nach seinem Befinden erkundigt hat.
Die beiden Rentner werden uns sehr fehlen, da sie den ruhenden Pol darstellten und sich immer für alle Fürsorge und Zuneigung bedankt haben. Auch wenn sie intensiver Pflege bedurften, so haben sie es sich wirklich verdient.
Machts gut ihr zwei und genießt es wieder gesund und mobil zu sein.