Fantasia – Liebenswerte Uroma
Am 17. November 2011 wurden wir vom Veterinäramt Günzburg informiert, dass im dortigen Landkreis in einem ehemaligen Kuhstall einige Meerschweinchen, Kaninchen, Pferde und Hunde unter sehr schlechten Bedingungen gehalten wurden.
Wir wurden gebeten, dort eine sog. "Bestandsaufnahme" der Kleintiere durchzuführen und die Schwerstkranken sofort mitzunehmen, um sie dem Tierarzt vorzustellen. Gleich am nächsten Tag haben wir uns auf den Weg gemacht.……
Das Bild das sich uns bot war sehr traurig. 19 Kaninchen und 7 Meerschweinchen saßen in zum Teil sehr verdreckten Käfigen, in kleinen Holzverschlägen und die meisten Tiere waren in gesundheitlich sehr bedenklichem Zustand.
In diesem Käfig (im Bild links unten) saß Fantasia mit einem weiteren Meerschweichen (Duchesse, leider schon verstorben).
Der Käfig wurde schon seit vielen Wochen nicht mehr sauber gemacht. Die Schweinchen saßen in sehr kleinen furchtbar dreckigen Käfigen. Den Käfigboden bedeckte eine ca. 15 cm dicke Schicht aus Kot und von Urin verklebtem Heu/Stroh.
Es stank erbärmlich. Fantasias Pfötchen waren derart mit Kot und Dreck verklumpt, dass sie kaum noch laufen konnte. Es hat 1 1/2 Stunden gedauert, bis die Pfötchen von den steinharten Brocken vorsichtig befreit waren (Foto links zeigt Krallen schon halbwegs gesäubert) Eine Zehe/Kralle konnte nicht mehr gerettet werden, diese musste amputiert werden. Fantasias Fell war stumpf, strohig und zeigte sehr viele kahle Stellen; lästige Pelzbewohner (Haarlinge/Milben) quälten sie. Ihr Gewicht war mit 620 gr. dramatisch niedrig.
Im Anschluss an die Erstversorgung folgten noch weitere Untersuchungen in Form von Kot‑, Blut- Urinuntersuchung und Ultraschall.
Fantasia hatte einen Herzfehler und benötigte regelmäßig Medizin. Trotz gutem Appetit nahm Fantasia nicht zu. Die Schilddrüse wurde untersucht, es konnte aber keine Fehlfunktion festgestellt werden. Wir fütterten Fantasia regelmäßg noch mit Critical Care zu, damit sie ihr Gewicht halten konnte.
Fantasia war bis ins hohe Alter eine außergewöhnlich lebenslustige Meerschweinchen-Oma mit einen ganz vorbildlich sozialem Charakter. Ihre Augen wurden altersbedingt schon etwas trüb aber dennoch schaute sie einen oft so verschmitzt an, dass einem das Herz aufging. Sie war die Erste die an der Scheibe sass wenn es was Leckeres zu futtern gab. Es sei denn sie schlief gerade ganz fest, dann musste man sie ein bisschen wachstreicheln. Man merkte in letzer Zeit schon sehr, dass sie wirklich alt war. In unserer Gruppe war sie so eine Art "Mutter der Kompanie" und sorgte durch ihre liebenswerte Art für Harmonie und Ruhe. Sie hatte im Laufe der Zeit 5 weitere Sorgenfellchen und Gnadenbrottiere, unter anderem Luise, Pia und Mina bei deren Weg in den Sternenhimmel bewacht und wich ihnen nicht von der Seite bis sie für immer einschliefen.
Am 01.09.2014 um 19.10 Uhr kam dann der Moment von dem wir zwar wussten, dass er in nicht all zu weiter Ferne liegen würde, aber den wir trotz allem immer wieder verdrängten weil allein der Gedanke daran, Fantasia zu verlieren, schon immens schmerzhaft war. Dennoch blieb es unausweichlich, wir mussten uns von Fantasia verabschieden. Ihr kleiner Körper war schon so schwach und ihr Herz hat innerhalb von ein paar Sekunden aufgehört zu schlagen.
Was bleibt ist die Erinnerung an eine ganz besondere Schweine-Dame, eine Grand-Dame, die uns täglich große Freude bereitete und nun sehr fehlt. Als wir Fantasia im November 2011 übernahmen, hätten wir ehrlich gesagt nie im Leben daran geglaubt, dass sie trotz ihrer Vorgeschichte und Erkankungen doch noch so alt werden würde. Sie hatte bis zum letzten Atemzug bei uns ein glückliches Leben und konnte letztendlich friedlich einschlafen.
Ein ganz besonderer Dank geht Fantasia's Patentante, Steffi Böhmer! Durch ihre monatliche Spende die letzten Jahre über konnten wir die Tierärztlichen Untersuchungen und laufenden Kosten für die tägliche Medizin begleichen! Danke, liebe Steffi – Du bist echt großartig!!!
Wir vermissen Dich sehr! Deine Pflegeltern
Andrea und Jürgen
Fantasia ist der Beweis dafür, dass der Kampf um bessere Lebensbedingungen für diese lieben Wesen ein für viele Leidensgenossen überlebenswichtiger Bestandteil unserer Arbeit ist!