Eddy – Wie viel Leid muss ein Tier ertragen…
Pflegestelle: Andrea Kraus
Patin: Gabi
Eddy wurde am 07.02.2018 durch Karolin Kreitz vom Verein "Nagerschutz – Hilfe für die Kleinsten – in der Nähe von Nürnberg aufgenommen. Sie erfuhr über eine Arbeitskollegin von seinem traurigen Schicksal und zögerte nicht lange, ihn von seinem Elend zu befreien. Er saß alleine in einem kleinen Stall in Außenhaltung!!! Gekümmert hat man sich um den Buben nicht wirklich. Wahrscheinlich hat man darauf gewartet, dass er – wie seine Kumpels zuvor – von alleine wegstirbt.
Karoline hat sich um die Erstversorgung gekümmert, bevor er am 19.02. zu mir nach München gebacht wurde.
Eddy muss die Hölle auf Erden durchlebt haben. Seine ganze Haut war eine einzige Kruste. Das Fell ging in Büscheln aus. Er ist vor Juckreiz fast gestorben, denn ein massiver Räudemilben-Befall trieb ihn schier zur Verzweiflung. Kaum berührte man ihn am Rücken/Po krampfte er, teils hatte er epileptische Anfälle.
Erschwerend kam hinzu, dass Eddy so schwer Arthrose hatte, dass seine Kniegelenke vollkommen versteift waren. Das heißt, er konnte sich nicht mal durch Kratzen etwas Linderung verschaffen. Was müssen das für Qualen gewesen sein. Er konnte nicht laufen, sein "Bewegungsradius" lag bei 15 cm robbender Fortbewegung, die Beinchen streckte er seitlich weg.
Die Ohren waren so voller Dreck, dass er höchstwahrscheinlich nicht mal mehr etwas gehört hatte. Wir haben Unmengen an schwarzem, zähen Sekret aus den Ohren gepult, gespült und mit Lotion gepflegt.
Die Backenzähne waren zur Brücke gewachsen und am Rücken hatte er eine ca. 2 Euro große wunde Stelle. Hinzu kamen zwei nicht unerheblich große Umfangsvermehrungen an der linken Flanke. Zunächst vermuteten wir, dass es sich um Atherome handelt, aber leider waren es Tumore.
Seine Perinealtasche war ständig gefüllt, man musste diese 2 mal am Tag säubern. Seine Augen voller Kristalle, sein Blick einfach nur traurig, hoffnungslos und voller Schmerz.
In all unserer Vereinsgeschichte, haben wir so viel Elend vereint in einem Tier noch nie erlebt. Da kommen einem die Tränen.
Aber Eddy hatte noch Lebensgeister und genoss sichtlich die Zuwendung. Sein Blick wurde mit jedem Tag wacher, interessierter. Er bekam die ertste Zeit noch täglich Schmerzmittel, sowie homöopathische Mittel gegen Arthrose und itäglich stand ein Trainung an, damit er besser laufen konnte. Abends durfte er dann auf den Schoß, bekam feucht warme Umschläge und die steifen Beinchen wurden gecremt und massiert. Er machte täglich Fortschritte und stakselte – wenn auch recht hochbeinig – aber immerhin selbstständig durch den Stall und auf der Decke.
Die Milben waren schließlich endlich zum Teufel geschickt und auch die Verdauung funktionierte wieder prima, so dass die Perinealtasche nicht mehr zu säubern war.
Ende März begann für Eddy dann das große Glück. Er fand eine Freundin: Kassandra, 9 Jahre. Die beiden waren von Anfang an ein Herz und eine Seele. Wo Eddy lag, lag auch Kassandra. Jeder suchte die Nähe des andren. Die beiden haben sogar regelrecht gekuschelt mit einander, was man von Meerschweinchen ja eigentlich so gar nicht kennt. Und Eddy hat angefangen zu "sprechen", er quatschte oft stundenlang vor sich hin, kommentiere jeden Schritt und blühte nochmal ein Stück mehr auf. Besonders die Aufenthalte im Garten waren für ihn das Highliight. Auf dem Rasen konnte er sogar richtig gut laufen und das Gras schmeckte ihm wunderbar. Er lag gerne in der Sonne, mampfte genüsslich Löwenzahn oder kuschelte sich mit Kassandra in das Wigwam-Zelt. Eddy war sichtlich glücklich und manchmal hatte man das Gefühl als würde er lächeln.
Besonders gefreut hat uns ein Päckchen aus Frankfurt, welches an Ostern extra für Eddy geschickt wurde. Darin u.a. ein selbstgenähtes Kuschelbettchen, welches er unglaublich liebte.
Eddy war ein Sonnenschein, Lebensfreude pur und das trotz all der Handicaps. Seine Pflegestelle liebte ihn sehr und er kam immer sofort angewatschelt wenn man ins Zimmer kam.Für ein Stück Apfel war er immer zu haben und er freute sich über jegliche Zuwendung, Streicheleinheiten. Dabei gluckste er dann friedlich vor sich hin.
Am Samstag, den 20.10.2018 versagte urplötzlich seine Verdauung. Trotz sofortig eingeleiteter Massnahmen und Medizin war Eddy nicht mehr zu helfen. Seine Kassandra und auch das Pflegereuchen wichen ihm nicht von der Seite, letztendlich wurde er sanft hinübergestreichelt – in den Sternenhimmel. Er hinterlässt große Trauer.
Mach's gut kleiner Kämpfer. Du wirst uns immer ein Vorbild sein, was es heißt zu Leben.
Ein besonderer Dank geht an Gabi, welche mittels monatlicher Patenschaft unserem Eddy unters Pföchen gegriffen hat, sowie den vielen lieben Menschen, die sich nach ihm erkundigten, Medzin und Leckereien schickten und nach Eddys Tod tröstende Worte übermittelt haben.