Am 22.11.2017 erreichte uns nachmittags ein Hilferuf aus Raitenbuch, Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Folgendes wurde uns berichet: Eine Mutter ist mit ihren 3 Kindern spurlos verschwunden, reagierte auf keine Anrufe von Angehörigen und Freunden mehr. Die Cousine und auch eine Freundin machten sich Sorgen, meldeten die Anwohnerin bei der Polizei schließlich als vermisst und fuhren zu der Wohnung, zu der die Verwandte Gott sei Dank einen Schlüssel hatte.
Als sie die Wohnung betraten, traf sie der Schlag. Diese wurde in einem verheerenden Zustand – und noch schlimmer – die sich dort befindlichen Tiere unversorgt zurück gelassen.
11 Meerschweinchen, 3 Kaninchen und 2 Hamster saßen vollkommen verstört in den verdreckten Käfigen. Sie hatten weder Wasser, noch Heu oder Stroh. 1 Meerschweinchen saß in einem Wäschekorb voller Kot und ein weiteres in einer vollkommen verdreckten Schachtel.
Die Freundin fuhr sofort los, kaufte Trockenfutter und frisches Einstreu, füllte die Nippelflaschen auf und kontaktierte erneut die Polizei, aber auch sofort das zuständige Veterinärsamt, um die dramatischen Zustände zu melden.
Das ortsansässige Tierheim war zu dem Zeitpunkt leider rappelvoll und konnte die Tiere nicht aufnehmen, weshalb man sich an uns wandte. Hier war wirklich Gefahr in Verzug, wir machten uns sofort auf den Weg und wurden auch bei Eintreffen schon erwartet.
Es war gar nicht so einfach, die Meerschweinchen aus den Käfigen zu fangen. Die Tiere waren so voller Angst und Panik, dass sie wie die Irren hin- und herflitzten, und dabei sogar gegen die Plastikwanne prallten. Wir hatten die größte Sorge, dass sie sich dabei auch noch verletzen.
Glücklicherweise hat sich ein weiterer Verein bereit erklärt, hier zu helfen. Der Verein
Schutzengel für alle Felle Tierschutz Oberpfalz e.V.
nahm sich der 3 Kaninchen an, welche auf engstem Raum ihr Dasein fristen mussten und durch Papierkram und sonstigen Unrat regelrecht in Dunkelheit saßen.
Desweiteren befanden sich noch 2 Hamster in einem Holzbau. Diese beiden armen Geschöpfe konnten wir nicht zurücklassen und packten sie auch noch ein. Ein ganz großer Dank auch an
Andrea Mürner von Hamster in Not
die sich sofort bereit erklärt hat, das Mädchen (sie nannte sie Queeny) aufzunehmen, und dafür extra aus Ingolstadt nach München angereist kam! Der männliche Hamster befindet sich auf unserer Pflegestelle in Thalkirchen. Beide Tiere zeigen Bissverletzungen, kahle Hautstellen und benötigen längerfristig medizinische Versorgung.
Schließlich waren alle eingefangen und sicher im Auto verstaut. Auf dem schnellsten Weg begaben wir uns wieder auf den 1 1/2‑stündigen Rückweg nach München.
Zuhause angekommen, wurden alle Tiere genau angeschaut und untersucht. Es sind 7 Mädchen und 4 Buben. Viele hatten viel zu lange Kralle, welche wochenlang nicht geschnitten wurden. Haarlinge sprangen uns förmlich in's Gesicht und auf der Waage bestätigte sich, was wir eh schon vermuteten. Alle 11 Meerschweinchen waren viel zu mager, man spürte jeden Knochen. Die Haare verfilzt, struppig, abgefressen, glanzlos und dreckig.
Ein kleiner, 340 Gramm leichter Bub, wir nannten ihn Fuchsi, war in ganz besonders schlechtem Zustand. Er hing lediglich noch auf der Hand, ganz schlapp und vollkommen kraftlos. Seine Augen waren müde, voller Leid und wir dachten, er hat schon aufgegeben. Schnell wurde eine Infusion vorbereitet, versetzt mit homöopathischer Injektionslösung. Wir bangten um sein Leben. Aber Fuchsi hat verstanden, dass ab sofort der schöne Teil des Lebens beginnt und hat alle Kräfte mobilisiert. Er hat überlebt.
Viele Bäuche war steinhart und die abgesetzten Köttel konnte man gar nicht mehr als Kot beschreiben, sondern lediglich als "Holzkugeln". In ihrer Not haben die Tiere das verdreckte Holz-Einstreu gefressen und wieder ausgeschieden. Nicht auszudenken, was sie mitmachen mussten.….
Jetzt sind alle Tiere in Sicherheit, medizinisch versorgt. Aber in erster Linie bekommen sie nun endlich gutes Futter und haben einen sauberen Stall. Man kann sich gar nicht vorstellen, welche Mengen an Heu und Frischfutter sie verputzen. So schnell kann man gar nicht nachlegen, solchen Nachholbedarf haben sie.
Inständig hoffen wir, dass die Mädchen nicht trächtig sind. Denn die Tiere saßen nicht nach Geschlechtern getrennt in den Käfigen. Eine Vermittlung der Mädchen muss also noch etwas warten.
Die Buben müssen natürlich alle kastriert werden und wir freuen uns über Kastrationspaten!
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Gegen die ehemalige Besitzerin wird von Amts wegen eine Strafanzeige geprüft. Wir halten Sie auf dem Laufenden.
Ihr Heuwusler-München-Team