Kei­ne Einzelhaltung

Meer­schwein­chen und Kanin­chen – nur in Grup­pen glücklich!

Stel­len Sie sich ein­mal fol­gen­de Situa­ti­on vor: Sie bewoh­nen eine Zel­le, die zwar gemüt­lich ein­ge­rich­tet ist, in der Sie eini­ge Schrit­te auf und ab gehen kön­nen, man Ihnen zu fes­ten Zei­ten das Essen bringt und die regel­mä­ßig gerei­nigt wird. Aber wenn man zu Ihnen spricht, ver­ste­hen Sie kein Wort. Zu Zei­ten, in denen Sie viel­leicht schla­fen oder sich mit ande­ren Din­ge beschäf­ti­gen möch­ten, wer­den Sie ein­fach von einer rie­si­gen Hand aus Ihrer Zel­le geholt und müs­sen Strei­chel­ein­hei­ten über sich erge­hen las­sen. Viel­leicht spü­ren Sie sogar, dass man es gut mit Ihnen meint, und Sie emp­fin­den so etwas wie ein klein wenig Freu­de. Die übri­ge Zeit jedoch blei­ben Sie sich kom­plett selbst über­las­sen, haben kei­ner­lei Kon­takt- oder Aus­tausch­mög­lich­kei­ten und fris­ten ein Dasein in Ein­zel­haft – Ihr Leben lang! Ist das nicht eine unglaub­lich trau­ri­ge Vor­stel­lung?!

Weil wir uns unser Leben so nicht vor­stel­len wol­len, lau­tet unser Motto:

Kei­ne Ein­zel­hal­tung für Meer­schwein­chen und Kaninchen!

Meer­schwein­chen:

Unse­re klei­nen Freun­de sind über­aus gesel­li­ge Tie­re mit einem aus­ge­präg­ten Sozi­al­ver­hal­ten. Meer­schwein­chen stam­men ursprüng­lich aus Süd­ame­ri­ka und kamen mit den Schif­fen der See­fah­rer und Ent­de­cker nach Euro­pa. In ihrer Hei­mat leben die klei­nen Nager in Kolo­nien von 10 bis 15 Tie­ren. Die­se Grup­pen wer­den von einem Leit­böck­chen geführt, das meh­re­re Weib­chen und deren Nach­wuchs um sich schart.

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In jeder Meer­schwein­chen­grup­pe bil­det sich ein fes­tes, sozia­les Gefü­ge mit einer kla­ren Rang­ord­nung und Ver­hal­tens­re­geln her­aus. Die klei­nen Nager kom­mu­ni­zie­ren in ein­zig­ar­ti­ger Wei­se mit­ein­an­der und bedie­nen sich dabei eines über­ra­schend gro­ßen Reper­toires an Tönen und Kon­takt­lau­ten. Bei ihren Ent­de­ckungs­tou­ren und bei der Fut­ter­su­che bewe­gen sie sich im „Gän­se­marsch“ vor­wärts, wobei alle Grup­pen­mit­glie­der mit­tels Quie­klau­ten stän­dig Kon­takt zuein­an­der hal­ten. Eine gro­ße Grup­pe bie­tet den Tie­ren Sicher­heit und Schutz vor Feinden.

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For­schun­gen und wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en haben erge­ben, dass unse­re klei­nen Freun­de bei Ein­zel­hal­tung deut­lich mehr Stress­hor­mo­ne pro­du­zie­ren als in Paar- oder Grup­pen­hal­tung. Die Tie­re ori­en­tie­ren sich stark an ihrem(n) Partner(n) und meis­tern Kri­sen wie z. B. eine Fahrt zum Tier­arzt oder eine neue Umge­bung im „Team“ wesent­lich bes­ser.

Meer­schwein­chen sind über­aus „gesprä­chi­ge“ Zeit­ge­nos­sen und genie­ßen das regel­mä­ßi­ge Plau­der­stünd­chen mit ihren Art­ge­nos­sen. In Ein­zel­hal­tung steht ihnen nie­mand zur Ver­fü­gung, mit dem sie kom­mu­ni­zie­ren, pop­cor­nen und kuscheln können.

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Im Gegen­satz zu Kanin­chen suchen Meer­schwein­chen zwar eher sel­ten den direk­ten Kör­per­kon­takt, lie­gen aber häu­fig in Sicht­nä­he zuein­an­der. Ein­zeln gehal­te­ne Tie­re kön­nen nie ihr gesam­tes sozia­les Reper­toire aus­le­ben und fris­ten ein lang­wei­li­ges, trau­ri­ges Leben, das in vie­len Fäl­len zum früh­zei­ti­gen Tod durch Trau­er und Depres­si­on führt.

Stirbt ein Tier aus einer Grup­pe, kann man gut beob­ach­ten, wie die Ver­blie­be­nen Abschied neh­men und um ihren Freund trau­ern. Beson­ders schlimm ist die Situa­ti­on, wenn Meer­schwein­chen nur zu zweit gehal­ten wer­den und das zurück­blei­ben­de Tier sei­nen Part­ner ver­liert. Die Tie­re trau­ern sehr, zie­hen sich oft zurück, stel­len nicht sel­ten sogar das Fres­sen ein und lei­den still vor sich hin. Wird nicht schnellst­mög­lich ein neu­er Part­ner gefun­den und mit dem trau­ern­den Tier ver­ge­sell­schaf­tet, kann nicht aus­ge­schlos­sen wer­den, dass auch die­ses Schwein­chen aus Gram stirbt.

Die­ses Bild zeigt, wie sozi­al Meer­schwein­chen sind und welch wich­ti­ge Rol­le die Art­ge­nos­sen spielen:

Als unse­re lie­be Lui­se ihre letz­te Rei­se antrat, wur­de sie von ihrer treu­en Freun­din Fan­ta­sia bewacht und beglei­tet. Danach nahm ein Schwein­chen aus unse­rer Grup­pe nach dem ande­ren Abschied, indem sie sich kurz neben Lui­se leg­ten und ihr das Fell oder die Öhr­chen leck­ten. Viel­leicht fin­det der eine oder ande­re es geschmack­los, die Tie­re in so einer Situa­ti­on zu foto­gra­fie­ren, aber ich fand es wich­tig, die­sen Moment fest­zu­hal­ten als Beleg dafür, wie sen­si­bel Meer­schwein­chen sein können!

Bit­te war­ten Sie nicht zu lan­ge und schen­ken Sie Ihrem Tier schnell wie­der einen Part­ner! Bes­ten­falls wer­den Meer­schwein­chen und Kanin­chen in Grup­pen von min­des­tens drei Tie­ren gehal­ten, damit im schlimms­ten Fall kein Schwein­chen oder Kanin­chen allei­ne zurück bleibt! Der Mensch ersetzt NIEMALS einen Art­ge­nos­sen, auch wenn Sie sich noch so sehr bemü­hen!Beach­ten Sie unbe­dingt, dass Kanin­chen KEINE geeig­ne­ten Part­ner für Meer­schwein­chen sind!
Bei­de Tier­ar­ten haben völ­lig unter­schied­li­che Bedürf­nis­se und spre­chen unter­schied­li­che (Kör­per- und Laut)-Sprachen. Allei­ne bei dem Gedan­ken, dass die wesent­lich klei­ne­ren Meer­schwein­chen in einer gemisch­ten Grup­pe dem natür­li­chen Fort­pflan­zungs­trieb eines Kanin­chen­ramm­lers aus­ge­setzt wären, soll­te jedem sofort klar wer­den, dass die­se Art des Zusam­men­le­bens ein abso­lu­tes No-Go ist! Immer wie­der neh­men wir Meer­schwein­chen mit mas­si­ven Ver­let­zun­gen nicht nur im Geni­tal­be­reich auf, die aus solch einer fal­schen Hal­tung kom­men. Die medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung und Pfle­ge die­ser Tie­re ist nicht sel­ten sehr auf­wän­dig und hät­te bei rich­ti­ger Zusam­men­stel­lung der Grup­pe leicht ver­mie­den wer­den können. 

Bit­te set­zen Sie sich mit uns in Ver­bin­dung, wenn Sie die Hal­tung von Meer­schwein­chen oder Kanin­chen auf­ge­ben wol­len! Wir sind stets bemüht, für das ver­blie­be­ne Tier eine opti­ma­le Lösung zu finden.

Meer­schwein­chen und Kanin­chen haben ein Recht auf tier­ge­rech­te und art­glei­che Gesell­schaft! Aus die­sem Grund begrü­ßen und unter­stüt­zen wir aus­drück­lich das Gesetz, das am 01.09.2008 in der Schweiz in Kraft getre­ten ist. Wir set­zen uns dafür ein, dass auch hier­zu­lan­de das Ver­ständ­nis und der Tier­schutz­ge­dan­ke für die klei­nen Heim­tie­re end­lich Fuß fas­sen und in die ent­spre­chen­de Geset­zes­form gegos­sen wer­den, damit fol­gen­de Fotos von glück­li­chen Tie­ren zur Nor­ma­li­tät gehö­ren: