Liebe Freunde,
gestern erhielten wir einen Hilferuf vom Tierheim Rosenheim mit der Bitte um Unterstützung.
Die Nachbarin eines Anwohners aus Rott am Inn kontaktierte das Tierheim. Diese verpflegte dessen Meerschweinchen, ist aber am Ende ihrer Kräfte. Der Nachbar ist sehr schwer erkrankt und wird wohl aus dem Krankenhaus nicht mehr nach Hause zurückkehren. Es war die Rede von ca. 80 Tieren, die auf dem Grundstück unkontrolliert herumliefen. Eine Masse an Tieren, die man alleine nicht bewältigt bekommt.
Für uns war es eine Selbstverständlichkeit, hier schnellstens zu helfen.
Allerdings spitzte sich die Lage zu, denn vor Ort traf alle Beteiligten der Schlag. Es wurden mehr als 200 Tiere geschätzt, denn auch im Haus befanden sich unzählige kleine Wusler. Mit einem großen Transporter machten sich Lissi und Helga am Nachmittag auf den Weg, um die Mitarbeiter des Tierheims vor Ort bei dem Einfangen und vor allen Dingen SUCHEN der Tiere zu unterstützen.
Es waren überall Schweinchen; im Haus (die Tür stand offen, aus rechtlichen Gründen durfte das Haus aber nicht betreten werden), im Garten, im Gerümpel. Im "Garten" nur Müll, alte Autos und zwischendrin total versiffte Käfige/Ställe alt, zerfallen, verfault und verdreckt.
In einem dieser Käfige saßen Kaninchen. Helga hat sie erst mal gefüttert, sie sind regelrecht über das Grünfutter hergefallen.
Die Tiere allesamt total ausgehungert und durstig. Es laufen Babies umher, die keiner Mutter zugeordnet werden konnten, vollkommen vermilbte Tiere, von Räude zerfressen, fast keine Haare mehr, Zerbissene, Todkranke, Hochträchtige. Außerdem gibt es dort noch einen Schuppen. Der Dreck steht hier mindestens 50 cm hoch. Aus diesem Schuppen haben Helga und Lissi ein Kaninchen und zwei Meerschweinchen regelrecht aus dem Dreck ausgegraben.
Kurz gesagt:
Ein Bild des Grauens!
Mit vereinten Kräften konnten viele Tiere, teils mit Keschern gefangen werden. Helgas Transporter war am späten Nachmittag zum Bersten voll und 44 Meerschweinchen sowie 1 Kaninchen waren an Bord. Zuvor bedarf es einem enormen Organisationsaufwand mit vielen Telefonaten, bis wir wussten, wie viele Tiere wir überhaupt unterbringen auf unseren Pflegestellen. Von anfänglich 20 wuchs die Anzahl auf 45, Dank spontanter Hilfe von so vielen Pflegestellen.
Ein Mädchen, Lissi taufte sie Fortuna, bekam noch während der Fahrt 4 Babies. Alle gesund und munter – Gott sei Dank! Sie wird bei Lissi bleiben und in Ruhe ihre Babies großziehen die nächsten Wochen. Unsere Tierärtzin erklärte sich dann sponan noch bereit, noch weitere 4 trächtige Mächen unter zu bringen und für sie und deren Nachwuchs zu sorgen.
Das Kaninchen, Peggy, hat bei Helga Unterschlupf gefunden. Sie wurde heute bereits beim Tierarzt vorgestellt. Sie ist trächtig und wird schon bald Nachwuchs bekommen.
18 Meerschweinchen wurden übergangsweise auf unsere Pflegestelle München-Süd zu Claudia gebracht. Sie schaffte extra Platz in einem ehemaligen Kaninchen-Gehege. Diese Tiere werden am Dienstag alle gleich bei unserer Tierärztin vorgestellt und dann auf Pflegestellen verteilt.
27 Tiere wurden zu uns nach München-Untermenzing gebracht. Hier standen Punkt 20 Uhr schon alle Pflegestellen bereit, um die Tiere in Empfang zu nehmen. Zunächst wurden alle Meeris fotografiert, gewogen und gegen Haarlinge behandelt.
Danach wurde überlegt, welche Gruppe auf welchen Pflegeplatz ziehen kann. Da wir aber 16 Babies haben, die zum Teil nicht älter als 1 oder 2 Tage sind (Gewicht 65 bis 100 Gramm) aber nur 2 Mamas mit Milch, gestaltete sich das Aufteilen als sehr schwierig. Also sind wir wieder mit Aufzuchtsmilch „bewaffnet“ und füttern die Kleinen zu, welche unglaublich gierig an der Spritze hängen.
Uns allen macht diese Lage große Sorgen, es sind noch so viele Tiere vor Ort. Sie alle müssen dort weg. Wir bleiben in Kontakt mit dem Tierheim Rosenheim und hoffen, dass wir nochmal vor Ort ein paar Tiere rausholen können.
Update vom 14.07.2016:
Wir sind wirklich überwältigt, wie viele Menschen sich in so kurzer Zeit an uns gewandt haben. Entweder um Mitgefühl für die armen Tiere zu bekunden oder direkt Hilfe anzubieten, sei es in Form von Unterbringung, Pflegestelle, Shuttle-Service oder Sach- und Geldspenden. Wir erhalten unzählige Zuschriften und Anrufe aus ganz Deutschland und sogar aus dem angrenzenden Ausland. Es ist schön zu wissen, dass man in so einem Notfall nicht allein gelassen wird.
Ein herzliches Vergelt's Gott im Namen unseres ganzen Teams und im Speziellen von unseren Tieren.
Dank der großen Hillfsbereitschaft konnten mittlerweile alle von uns übernommenen Tiere auf Pflegestellen in München und Umgebung untergebracht werden.
Es werden derzeit keine weiteren Pflegestellen mehr benötigt!
Über Kastrationspatenschaften für unsere vielen Buben und Sachspenden freuen wir uns natürlich weiterhin sehr!
Kontakt: andrea.kraus@heuwusler-muenchen.de oder info@heuwusler-muenchen.de
Das Tierheim Rosenheim ist vor allem dringend auf Spendengelder angewiesen! Helfen Sie bitte auch hier wenn es Ihnen möglich ist!
http://www.tierschutzverein-rosenheim.de
Zurück bleibt eine unglaubliche Wut, wie es zu so einem Drama überhaupt kommen kann und warum in so einem Notfall keine schnelle Hilfe von Seiten der Ämter gewährleistet ist. Bis es zu einer amtlichen Verfügung kommt (wenn überhaupt) und man eine Genehmigung bekommt, das Haus zu betreten, ist es den Behörden wohl offensichtlich lieber, dass alle Tiere verrecken. Dann hat sich das Problem für sie von selbst gelöst.… Das stinkt doch zum Himmel!!!
Wir danken allen fleißigen Helfern, die sofort Gewehr bei Fuß standen. Ich bin überzeugt, dass jede® Tierschutzkollegin(e) welche® vor Ort war und mit diesem Fall konfrontiert ist, die Bilder und das Erlebte so schnell nicht aus dem Kopf bekommen werden.
Selbstverständlich berichten wir, wie es hier weitergeht und wie es den Tieren geht!