Kaum hatten wir den Rott-am-Inn-Notfall verdaut, erreichte uns am 29. November erneut ein Hilferuf. Am Apparat eine Dame, dessen Bekannter vor kurzer Zeit aus Gutmütigkeit 10 Meerschweinchen gerettet hatte, aber selbst schon länger beim Veterinäramt auffällig in Bezug auf die Tierhaltung ist. Die Tiere die dort lebten, mussten schnellstens geholt werden.
Mittlerweile gab es auch schon Nachwuchs, und so waren es 14 Meerschweinchen, die mit ihren Babys draußen in einem Hundezwinger untergebracht waren.
Innerhalb einer Stunde haben wir alles organisiert und Pflegeplätze vorgewarnt, dass wir erneut zusammen rutschen müssen. Denn eines war klar, sehr lange würden vor allem die Babys bei Temperaturen zwischen ‑5 und ‑8 Grad in der Nacht nicht mehr überleben. Sarah und Carola machten sich noch selben Tag spät abends schwer bepackt mit Transportboxen auf den Weg nach Dachau, um die Tiere ab zu holen.
Der Zwinger hatte leider überall große Ritzen und Spalten, wo ein Mader oder eine Ratte problemlos Eintritt gefunden hätten. Was natürlich gerade für die kleinen Babys eine riesige Bedrohung war. Ein Baby war laut Aussagen auch schon plötzlich verschwunden. Man will sich gar nicht ausmalen was mit dem kleinen Zwerg passiert war.
Versteckmöglichkeiten gab es ebenfalls kaum welche. Ausschließlich Plastik-Zuchtzellen für Tauben und ein Pappkarton waren im Zwinger vorhanden, unter die sich die Meerschweinchen regelrecht drunter gebuddelt haben.
Das Stroh wurde aufgeschichtet und war am Boden festgefroren. Um nicht zu erfrieren versteckten sich die Babys unter ihren Müttern, das hat ihnen wohl auch das Leben gerettet.
In der Eiseskälte haben wir alle Tiere aus der dunklen Hütte herausgefangen und nach Geschlechtern geteilt. Unter ihnen waren 6 Jungs, 4 Mädels und 4 Babys (davon 3 Jungs und ein Mädchen).
Die 6 Buben fanden Gott sei Dank bei einer befreundeten Notstation Unterschlupf. Die Mädchen sowie deren Babys konnten wir auf unseren Pflegeplätzen unterbringen. Alle Tiere waren sehr unterernährt, hatten aber zum Glück weder Kokzidien noch irgendwelche anderen Parasiten.
Grace ist unser Sorgenkind und hatte nur knapp 550g als sie zu uns kam. Zudem ist sie beinahe komplett blind. Auf dem linken Auge sieht sie wahrscheinlich schon seit ihrer Geburt nichts und am rechten Auge hat sie ein extrem ausgeprägtes Hornhaut Ödem. Dieses wird nun mit Augensalbe behandelt, doch da Grace noch säugt, ist die nötige Behandlung mit cortisonhaltigen Augentropfen derzeit noch nicht möglich. Wir hoffen dass wir das Auge mit der Behandlung wieder hinbekommen und Grace das Auge nicht verliert.
Grace und Kelly |
Die kleine Kelly ist ein Satin-Meerschweinchen. Was leider bedeutet, dass sie prädisponiert für eine mögliche Osteodystrophie sein kann. Dies ist eine Erkrankung die gehäuft bei Satinmeerschweinchen vorkommt, was vermutlich auf einen genetischen Defekt zurückzuführen ist. Wir hoffen, dass Kelly von der Krankheit verschont bleibt, und sich dennoch nette Menschen finden, die ihr ein Zuhause schenken möchten.
Mary ist mit 730g die Schwerste der Bande und futtert was das Zeug hält. Ihren drei Buben Mr. Dawes, Admiral Boom und Mr. Tomes (geboren am 24.11.16) geht es prächtig und sie haben jetzt bereits ein Gewicht von 160 – 220g erreicht. Damit werden sie bald frühkastriert und können dann ab Februar die Mädelswelt erkunden. Alle 4 sind sehr zutraulich und nehmen Futter schon problemlos aus der Hand.
Kelly, Mr Dawes, Mary, Mr Tomes, Admiral Boom |
Meerschweinchen-Mädel Zeta hatte auch nicht viel Glück bisher. Sie ist sicher trächtig (selbst noch ein Teenager) und hatte einen großen mit Eiter gefüllten Abzsess am Hals. Da man sie aufgrund der Trächtigkeit nicht in Narkose legen wollte und auch eine Antibiose nicht ungefährlich ist, wurde der Abszess unter örtlicher Betäubung gespalten und entfernt. Die Wundhöle muss nun 2 x täglich mit spezieller Lösung mit einer Spülkanüle gesäubert werden. Zudem bekommt sie homöpathische Arzneimittel.
Es bleibt noch abzuwarten, wie viele Babys wohl noch geboren werden, denn alle 4 Mädels könnten potenziell trächtig sein. Damit kommt wieder eine ganze Menge am Schweinchen auf uns zu, die verpflegt und gefüttert werden wollen. Spenden von Heu und Einstreu sind daher erneut sehr willkommen.