Lotte – Nierenkrankes Leichtgewicht
Lotte wurde am 09.07.17 bei uns abgegeben, da die Partnerin verstarb und für das alte Mädchen aus beruflichen Gründen zu wenig Zeit blieb, um die pflegeintensive Versorgung zu gewährleisten. Wir wurden über eine private Nachricht via Facebook angeschrieben und über den schlechten Zustand des Mädels informiert, was für uns natürlich gar kein Hindernis war- sondern im Gegenteil – zu rascher Aufnahme führte.
Nach dem Tod ihrer Partnerin fiel Lotte in große Trauer. Überall suchte sie ihre geliebte Freundin und verkroch sich dann in ein Häuschen, das sie nicht mehr verlassen wollte. Das Fressen wurde nicht mal mehr angeschaut. Solch eine Situation ist schon für ein robustes, gesundes Meerschweinchen eine Ausnahmesituation. Im Fall von Lotte aber im Speziellen ein Tragödie: Sie brachte gerade mal 600 Gramm auf die Waage als sie gebracht wurde.
Lotte hat nur noch einen Schneidezahn oben links. Dieser ist aber auch sehr braun und brüchig, was auf einen Mineralstoffmangel zurückzuführen ist. Es plagte sie ein schlimmer, arg stinkender Durchfall. Nach einer 2 wöchigen Gabe von Darmflora-aufbauenden Medikamenten und Kräutermischungen ist dieser nun Gott sei Dank ausgestanden. Die eingeschickte Kotprobe wurde negativ auf Parasiten getestet.
Ein von den Besitzern aufgesuchter Tierarzt diagnostizierte Ovarialzysten und einen Gebärmuttertumor. Dieses kann nach erneuter Vorstellung bei unserer Tierärztin ausgeschlossen werden. Vielmehr hat Lotte einen erheblichen Nierenschaden, eine sog. Niereninsuffizienz. Ihr Urin riecht faulig, muffig und ist reichhaltig an ausgeschiedenem Eiweiß.
Sie wird täglich zugefüttert. Das Critical Care nimmt sie mittlerweile freiwillig und unglaublich gierig aus der Spritze und in sehr dünne Streifen geschnittenes Gemüse und Gras nimmt sie gerne von der Hand, wenn ich ihr bei der Eingabe ins Mäulchen behilflich bin.
Trotz Fütterung von mindestens 4 x täglich Critical Care mit je 15 bis 20 ml und 3 x täglich Frischfutter (sie wird dazu aus dem Gehege genommen, damit sie in Ruhe fressen kann), stagniert ihre Gewichtszunahme. Abends hat sie meist zwischen 710 und 720 Gramm. Am nächsten Morgen wieder nur 660 Gramm. Sie verliert auch an Muskulatur und ihr Körperbau ist knochig.
Trotzdem ist Lotte ein lebenslustiges Mädel. Sobald ich das Zimmer betrete, läuft sie zum Gehegerand und streckt mir ihre Schnute entgegen. Auch auf dem Schoß ist sie sehr lieb. Ihre vormaligen Besitzer beschrieben sie als unruhigen Geist, ängstlich und dass sie sich nicht anfassen lassen mag. Das kann ich gar nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil. Sie genießt jegliche Zuwendung.
Lotte wird als Gnadenbrottier auf der Pflegestelle bleiben. Sie bekommt homöopathische Arzneimittel und Kräuter. Desweiteren muss sie regelmäßig zur Zahnkontrolle und Korrektur des verbliebenen Schneidezahns sowie der Backenzähne.
Wir werden weiterhin berichten, wie es ihr geht.
Update 13.09.2017
Der fehlende zweite Schneidezahn des Oberkiefers ist nachgewaschsen, im Unterkiefer sind anhand eines angefertigten Röntgenbildes keine Zahnansätze mehr zu sehen. Lotte wird also lebenslang nur noch mit den oberen Schneidezähnen zurecht kommen müssen. Diese wurden korrigiert und auch die Backenzähne, welche zur Brückenbidung neigen, wurden geschliffen. Lotte kann mittlerweile sehr gut selbstständig klein geraspeltes Gemüse fressen. Besonders liebt sie Gras und Bambusblätter; diese verspeist sie mit großem Genuss.
Nachdem ihr ehemaliger Pfleglingspartner Sam an einen super Platz vermittelt werden konnte, teilt sie sich nun das Gehege mit Gnadenbrottier Puschel. Beide sind gleich alt und bilden somit eine nette Rentner-WG.
Update 29.10.2017
Lotte ist vor zwei Wochen zusammen mit Puschel zu mir in die Pflegestelle München Ramersdorf gezogen und wird dort ausgiebig verwöhnt. Sie ist ein kleiner Sonnenschein, der sich gleich in mein Herz geschlichen hat. Leider musste ich am Morgen des 24.10.2017 ganz erschrocken feststellen, dass Lotte´s linkes Auge trüb war und auch vor stand. Sie wurde daraufhin sofort dem Notdienst der Tierklinik vorgestellt. Dort wurde Lotte zunächst stationär aufgenommen, sodass die Heimtierspezialistin sie am Vormittag noch eingehend untersuchen konnte. Eine Schockdiagnose: ein Abzess hatte sich gebildet, der von unten gegen ihr Auge drückte. Das Auge war leider nicht mehr zu retten und musste entfernt werden.
Wir allen waren in großer Sorge um die kleine Maus – gerade als es endlich wieder besser ging und sie ihr Leben genießen konnte, so ein Rückschlag, aber Lotte ist eine tolle Kämpferin. Trotz ihres Alters und ihrer sonstigen Wehwehchen hat Lotte alles mit Bravur gemeistert. Als ich sie aus der Klink am nächsten Tag abends abgeholt habe, ist sie gleich als sie meine Stimme hörte aus ihrer Kuschelrolle geklettert, um mich zu begrüßen. Sie ist munter und lebenslustig wie immer. Mit ihrem einen Auge kommt sie sehr gut zurecht.
Update 07.04.2018
Lotte hat sich am Osterwochenende eine Lungenentzündung zugezogen. Auf der Pflegestelle wurde alles für sie getan, was möglich war, aber leider war die Prognose in dem Fall nicht sehr gut. Am Ende konnte die arme Maus ihren Päppelbrei nicht mehr schlucken und litt unter massiver Atmennot. Zusammen mit der Tieräztin haben wir am Donnerstag Abend dann beschlossen, sie gehen zu lassen.
Sie wird von ihrem Partner Puschel und von uns allen schmerzlich vermisst. Vergessen werden wir sie sicher nicht. Sie war eine ganz außergewöhnliche Kämpferin und hat trotz ihres hohen Alters vor Lebensfreude gesprüht. Die kleine Lotti Karotti hat uns viel Freude bereitet. Schlußendlich müssen wir dankbar sein, dass sie noch so eine lange Zeit bei uns sein durfte.