Dramatische Umstände, die wir aus Rücksichtnahme auf die Besitzerin nicht erläutern möchten, führten dazu, dass Bienchen zusammen mit ihrem Freund Boomer in einer Hauruckation am 12.10.2016 bei uns aufgenommen werden musste. Ein weiteres Mädchen schaffte den Weg zu uns nicht mehr, sie verstarb kurz vor dem Transport.
Bienchen war in äußerst schlechtem Gesundheitszustand. Ihr ganzer Bauch war nass, voller Urin. Sie hatte kahle, wunde Stellen und am rechten Vorderbeinchen eine starke Pododermatitis mit Borken. Sie hatte massive Schmerzen und Probleme beim Laufen.
Auch Boomer ging es sehr schlecht, weshalb ich einen Notfall-Termin in der Tierklink mit beiden Tieren wahrnehmen musste. Beide wurden 3 Tage stationär aufgenommen und medizinisch versorgt. Nachdem Bienchen stabil war und entlassen werden konnte, war die Betreuung noch lange nicht vorbei. Im Gegenteil. Die Pfote musste täglich gesäubert, gebadet, gecremt und eingebunden werden. Der Ballenabszess zeigte sich als äußerst hartnäckig. Erst nach knapp 10 Wochen konnte Bienchen ohne Verband laufen.
Das Fell erholte sich, es wuchs schön weich nach. Aus Bienchen wurde eine richtig schöne, mittlerweile auch gut genährte US-Teddy-Dame. Aber Bienchen hat nicht nur physische,sondern in erster Linie psychische Schäden erlitten. Sie kann sich schwer an neue Situationen gewöhnen und ist sehr stressanfällig. Artgenossen begegnete sie sehr misstrauisch und biss plötzlich, willkürlich und jagte alles und jeden. Sie ist sehr verhaltensauffällig und dreht den Kopf von der linken zur rechten Seite, als ob es sie jucken würde, und sie sich mit dem Mund kratzen würde. Sie hat weder Parasiten, noch trockene Haut. Es ist regelrecht eine psychische Macke. Man mag sich gar nicht vorstellen, was sie erlebt hat.
Man brauchte sehr viel Geduld mit Bienchen. Sie bekam lange eine Behandlung mit Bachblüten. Mir gegenüber ist sie lammfromm. Ich kann sie an Ort und Stelle streicheln, dann schließt sie die Augen und genießt. Auf dem Arm kuschel sie sich an mich. Beuge ich mich übers Gehege macht sie Männchen und gibt Küsschen. Also hab ich beschlossen, es mit ihr in der eigenen Gruppe zu versuchen. Hier wohnen 7 Wusler (von 3 bis 8 Jahre), alle sehr verträglich, ruhig und freundlich. Bienchen zeigte Zähne, aber wie.….. Die Vergesellschaftung musste in Mini-Schritten, mit immer einem weiteren Tier, erfolgen. Man brauchte eine Engelsgeduld und gute Nerven .Heute, nach über 3 Monaten!!! ist die Lage entspannt. Bienchen hat zwar keine Lieblingsfreundin gefunden, aber zumindest tolleriert sie andere Schweinchen in ihrer Nähe und auch das gemeinsame Essen klappt sehr gut, ohne dass Bienchen jeden wegbeisst.
Bienchen ist das charakter-stärkste und zeitgleich sensibelste Schweinchen das mir in den vielen Jahren der Meerschweinchen-Haltung untergekommen ist. Obwohl sie manchmal so ein Stinkstiefl ist, hab ich mein Herz schon arg an sie verloren. Bei mir heißt sie nun "Frau Merkel". Nicht weil ich ein großer Fan unserer Bundeskanzlerin bin, sondern weil ich an die Integration geglaubt habe und "wir schaffen das" hier wirklich eine besondere Bedeutung hatte. Und wie es sich für eine Bundeskanzlerin gehört, sieht sie wohl ihre Mitbewohner als ihr Kabinett an und hofft weiterhin, dass alle nach ihrer Pfeife tanzen und eine neue Koaltion auf sich warten lässt.
Liebe Frau Merkel, Du hast mich oft schlaflose Nächte gekostet und bestimmt das eine oder andere graue Haar, aber um nichts auf der Welt möchte ich Dich und Deine ganz besondere Art missen!
Deine Pflegemama, Andrea