Neben einer artgerechten Haltung spielt die richtige Ernährung unserer kleinen Freunde eine entscheidende Rolle für ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit. Meerschweinchen sind reine Pflanzenfresser und zählen damit zoologisch zu den Herbivoren. Ihr Verdauungssystem ist äußerst kompliziert und reagiert sehr empfindlich auf Fehler bei der Ernährung.
Deshalb haben wir hier ein paar wesentliche Informationen rund um das Thema Ernährung und Gesundheit zusammengetragen. Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit für unsere Tipps – Ihre kleinen Freunde werden es Ihnen mit Gesundheit, geringeren Tierarztkosten und einem langen Leben danken!
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Allgemeine Tipps für die richtige Ernährung:
Was muss bei der Fütterung unbedingt beachtet werden? Unser Teammitglied Andrea Kraus hat hier Wissenswertes für Sie zusammengestellt:
Die wichtigste Regel überhaupt lautet: Meerschweinchen dürfen NIEMALS HUNGERN!
Hungerphasen können aufgrund von Gährungsprozessen im Magen und daraus resultierenden Aufgasungen sehr schnell zum Tod führen! Leider muss man es als grob fahrlässig bezeichnen, wenn Meerschweinchenhalter „über das Wochenende wegfahren und vorsorglich eine doppelte oder dreifache Ration an Futter“ in den Stall legen, damit die Tiere „versorgt“ sind. Meerschweinchen teilen sich ihre Rationen nicht ein, sondern fressen meistens die gesamte Menge an angebotenem Obst und Gemüse auf einmal. Zuviel Futter in einer Ration ist jedoch genauso schädlich wie gar keines, da die Gefahr einer Magenüberladung besteht. Schlimmstenfalls kann dies sogar dazu führen, dass der kleine Meerschweinchenmagen platzt und das Tier elend zugrunde geht! Abgesehen davon verderben Obst und Gemüse in der warmen Jahreszeit schnell und werden ungenießbar für die Tiere.
Lassen Sie deshalb bitte NIEMALS Ihre Tiere ohne Betreuung durch Freunde, Verwandte oder Bekannte zurück, auch wenn Sie „nur einen Wochenendtrip“ planen!
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Heu als Basis einer gesunden, artgerechten Ernährung
Meerschweinchen benötigen ein rohfaserreiches Futterangebot. Heu zählt zu den überlebenswichtigen Grundnahrungsmitteln und muss immer in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Achten Sie besonders darauf, nur Heu bester Qualität zu kaufen. Es sollte sauber, trocken und nicht von gedüngten oder durch Nutztierhaltung verunreinigten Wiesen stammen. Heu darf niemals feucht gelagert werden, da es sonst schnell schimmelt. Es muss frisch riechen und sollte einen würzigen Duft verströmen, der an Sommerwiesen erinnert. Bitte kaufen Sie kein staubiges, gelbliches Heu, das eher Stroh gleicht und oft in viel zu kleine Packungen gepresst wird. Qualitativ hochwertiges Heu muss stets locker gelagert werden und „atmen“ können.
Bieten Sie das Heu am besten in einer an der Wand befestigten Raufe an, damit es nicht durch den Urin und Kot der Tiere verunreinigt wird. Bitte achten Sie darauf, dass sich Ihre Meerschweinchen nicht an der Heuraufe verletzen können! Daneben können Sie Ihren kleinen Freunden hochwertiges Stroh als zusätzliches Raufutter anbieten. Achten Sie auch beim Stroh auf beste Qualität, denn hier gilt dasselbe Prinzip wie beim Heu: Gesundheit geht durch den Magen und nur gutes Raufutter ist nahrhaft und wertvoll!
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Frischfutter – täglich und in mehrere kleine Rationen aufgeteilt
Frischfutter muss täglich gefüttert werden, um die Versorgung der Tiere mit allen lebensnotwendigen Nährstoffen, Mineralien und Vitaminen zu gewährleisten. Da sich Meerschweinchen ihr Futter nicht einteilen, sollten Sie die Gesamtmenge an Frischfutter auf mehrere kleine Portionen verteilen. Wir empfehlen saisonales Obst und Gemüse der Region. Treibhausware enthält meistens nicht mehr alle Nährstoffe und wird häufig mit Pestiziden behandelt. Achten Sie beim Kauf darauf, woher das Frischfutter kommt. Ein langer Transportweg ist nicht nur eine Belastung für die Umwelt, sondern auch für das Obst und Gemüse keine „Bereicherung“.
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Richtige Ernährung – glückliche Meerschweinchen
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Gutes, qualitativ einwandfreies Heu muss IMMER ausreichend zur Verfügung stehen. Auch hochwertiges Stroh sollte mit angeboten werden. |
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Kaufen Sie nur einwandfreie Ware. Es reicht nicht, schimmelige Stellen zu entfernen und den Rest zu verfüttern. Die Schimmelsporen sitzen oft über das ganze Obst oder Gemüse verteilt und schädigen massiv die Darmflora der kleinen Nager. |
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Füttern Sie neues, unbekanntes Obst und Gemüse vorsichtig und anfangs nur in geringen Mengen, damit sich der empfindliche Verdauungstrakt Schritt für Schritt darauf einstellen kann. Das gilt vor allem für frisches Gras im Frühling. Füttern Sie zunächst langsam in sehr kleinen Portionen Gras, Löwenzahn, frische Kräuter, Haselnussblätter usw., bevor Ihr Tier in den Freilauf im Garten darf. |
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Waschen oder schälen Sie Obst, Gemüse, Kräuter usw. prinzipiell vor dem Verfüttern. Füttern Sie Obst und Gemüse niemals in nassem oder feuchtem Zustand direkt nach dem Waschen – es besteht die akute Gefahr von lebensbedrohlichen Aufgasungen! Trocknen Sie alles gut ab und verteilen Sie erst dann kleine Portionen. Füttern Sie Frischfutter NICHT direkt aus dem Kühlschrank, sondern legen Sie das Obst und Gemüse mindestens eine halbe Stunde vorher heraus, damit es nicht zu kalt für den empfindlichen Meerschweinchenmagen ist. |
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Zweige von ungespritzten, einheimischen Obstbäumen wie z. B. Apfelbäumen oder Haselnusszweige (inklusive Blätter) werden von den kleinen Nagern sehr gerne angenommen. Achten Sie darauf, dass die Zweige und Blätter keinen Schädlingsbefall (Blattläuse usw.) aufweisen und pflücken Sie die Zweige nicht von Bäumen oder Büschen, die an vielbefahrenen Straßen oder neben gespritzten Feldern wachsen. |
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Frisches Wasser muss IMMER zur Verfügung stehen. Das Wasser muss unbedingt täglich gewechselt werden! Es kann in stabilen Näpfen oder in handelsüblichen Nippelflaschen bereitgestellt werden. Achten Sie darauf, dass Nippelflaschen besonders sorgfältige Hygienemaßnahmen erfordern. An der Plastikwand setzen sich leicht Keime an, die bei der täglichen Reinigung der Flasche unbedingt gründlich beseitigt werden müssen! Geben Sie Ihren Meerschweinchen auf keinen Fall Mineralwasser und natürlich auch kein destilliertes Wasser. |
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Entfernen Sie nicht gefressenes Frischfutter regelmäßig aus dem Eigenbau bzw. Stall. Frischfutter verdirbt leicht und gefährdet dann schnell die Gesundheit unserer kleinen Freunde! |
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Entfernen Sie ebenfalls täglich feuchtes, verunreinigtes Heu. In feuchtem Heu staut sich die Wärme, wodurch gerade in der warmen Jahreszeit ein idealer Brutherd für Fliegenmaden und andere Insekten sowie Parasiten entsteht. |
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Falsche Ernährung – kranke Meerschweinchen
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Füttern Sie KEINE Kohlsorten wie z. B. Weißkohl, da diese gefährliche Blähungen und Aufgasungen verursachen können. |
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Verzichten Sie auf stark kalziumhaltige Futtermittel wie z. B. Petersilie, Luzerneheu, Klee, Brokkoli, Kohlrabiblätter, Löwenzahn in großen Mengen usw. Das Kalzium lagert sich in der Blase ab und verursacht Harn- und Blasensteine, die sehr schmerzhaft sein können und in vielen Fällen operativ entfernt werden müssen! |
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Pflücken und sammeln Sie Kräuter, Löwenzahn, Gras, Zweige usw. nicht vom Straßenrand oder von Wiesen neben stark befahrenen Straßen. Meiden Sie in jedem Fall Hundewiesen und Weiden, auf denen Nutztiere gehalten werden, da diese Flächen stark verunreinigt sind. Brennnesseln sind ein wertvolles Zusatzfutter, dürfen jedoch keinesfalls frisch gefüttert werden. Trocknen Sie Brennnesseln zunächst und bieten Sie die Blätter und Stiele erst dann Ihren kleinen Freunden an. |
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Verwenden Sie KEINE Mineralstoff- oder Vitaminzusätze, wenn diese nicht ausdrücklich von einem Tierarzt oder Therapeuten verordnet wurden. Meerschweinchen haben in der Regel bei einer artgerechten Haltung und abwechslungsreichen, ausgewogenen Ernährung keinen Vitamin- oder Mineralstoffmangel, es sei denn, es handelt sich um ein krankheitsbedingtes Defizit. Ein krankheitsbedingter Mangel muss jedoch fachmännisch von einem Tierarzt oder Therapeuten diagnostiziert und behandelt werden. Eigenmächtiges Experimentieren schadet mehr als es nutzt! |
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VERZICHTEN Sie zum Wohl Ihrer Tiere auf Mineral- und Salzlecksteine, Nagerdrops, Joghurt- Leckerli usw. ALLE Nahrungsergänzungen dienen lediglich der „finanziellen Gesundung“ der Hersteller und Anbieter! Verfallen Sie nicht der Verlockung dieser bunten, als „Nagerfreuden“ angepriesenen, für Ihre Tiere aber äußerst schädlichen „Belohnungen“. Über ein Stück saftige Gurke freuen sich Ihre Meerschweinchen genauso, und das dient wenigstens der Gesundheit. |
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Trockenfutter, auch Kraftfutter oder „Alleinfutter“ genannt: Hier scheiden sich die Geister und es wird gerne hitzig diskutiert. Wir vertreten klar den Standpunkt, zum Wohl der Tiere GANZ AUF TROCKENFUTTER ZU VERZICHTEN. Alle Fertigmischungen enthalten zu viel Getreide, Nüsse, Zucker und Zusatzstoffe sowie häufig bunt eingefärbte Brotstückchen, die Karotten oder Rote Beete vortäuschen sollen. Die übermäßige Aufnahme von Kohlehydraten senkt den PH-Wert auf bis zu 5. Bei Meerschweinchen liegt der normale Wert bei 8 bis 9. Die Folge sind ernsthafte Störungen des Verdauungstraktes, Übergewicht, Herz- und Lebererkrankungen. |
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Sollte Ihr Tier z. B. aufgrund von Trächtigkeit, nach einer Operation oder zur Rekonvaleszenz einen erhöhten Energiebedarf haben oder wenn Sie geschwächte, unterentwickelte Jungtiere päppeln müssen, empfehlen wir das beim Tierarzt erhältliche Spezialfutter Critical Care. Alternativ eigenen sich auch hochwertige, getreidefreie Pellets, die Sie im gut sortierten Fachhandel oder bei Ihrem Tierarzt erhalten. |
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„Meerschweinchen brauchen hartes Brot, um ihre Zähne abzunutzen.“ Leider hält sich dieses Ammenmärchen hartnäckig seit vielen Jahren in den Köpfen zahlreicher Meerschweinchenhalter. Wissenschaftliche Studien und Untersuchungen belegen jedoch seit langem, dass hartes, altes Brot ganz im Gegenteil sogar schädlich für die Tiere ist. Altes Brot hat KEINERLEI NUTZEN für die kleinen Nager! Um eine kontinuierliche Abnutzung der Zähne zu gewährleisten, müssen Meerschweinchen IMMER hochwertiges Heu zur Verfügung haben. Durch die langen, harten Halme werden die Zähne beim Kauen und Zehrmahlen abgenutzt und können nicht unkontrolliert weiterwachsen. |
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Wissenswertes:
Gesunde Zähne:
Für die Abnutzung der Zähne spielen die Dauer und die Intensität der Kaubewegung eine entscheidende Rolle. Meerschweinchen beißen ihre Nahrung mit den Vorderzähnen ab und schieben sie mit Hilfe der Zunge in die Mundhöhle. Durch Rück- und Vorwärtsbewegung des Unterkiefers wird die Nahrung zwischen den Backenzähnen zermahlen. Hierbei kommt den Meerschweinchen ihr Schlittengelenk zu Gute, das eine Rotation des Unterkiefers ermöglicht. Der Kaumuskel ist stark ausgeprägt. Rohfaserhaltige Nahrung wie beispielsweise Heu zwingt zu langem Kauen und führt somit zur steten Abnutzung der Zähne.
Verdauung der Nahrung:
Meerschweinchen sind mit einem empfindlichen, komplizierten Verdauungssystem ausgestattet. Die gesamte Darmlänge beträgt durchschnittlich 2,30 m! Spezielle Milchsäurebakterien und einzellige Lebewesen (Anaerobien) im Darm sorgen dafür, dass die Nahrung aufgespalten und verdaut werden kann.
Der Blinddarm des Meerschweinchens stellt eine Besonderheit dar: Er ist im Verhältnis zu anderen Säugetieren überdurchschnittlich groß und füllt knapp ein Drittel der Bauchhöhle aus. Im Blinddarm finden die bakteriellen Spaltungs-und Gärprozesse statt. Dabei werden Fettsäuren, Proteine, Vitamine usw. freigesetzt. Die lebenswichtigen B‑Vitamine (B‑Komplex) sowie das Vitamin K werden im Blinddarm mit Hilfe der Mikroorganismen aufgeschlossen und mit dem Blinddarmkot ausgeschieden, der ca. 30 % des Gesamtkotes ausmacht.
Meerschweinchen nehmen diesen vitamin- und eiweißreichen Blinddarmkot direkt vom Enddarm (After) auf und fressen ihn. Man spricht hier von sog. „Caecotrophie“. Erst mit dem Fressen des Blinddarmkots können das Eiweiß und die Vitamine über Magen und Dünndarm erneut durch die biochemische Aufspaltung verdaut werden.
Achtung: Ohne diese lebenswichtigen Bestandteile des Blinddarm-Kotes sterben die Tiere. Hindern Sie darum NIEMALS Ihr Tier daran, den Blinddarmkot zu fressen! Im Dickdarm wird dem Darminhalt schließlich das Wasser entzogen, der Endkot geformt und ausgeschieden.
Um ihren hohen Energieumsatz aufrecht halten zu können, müssen Meerschweinchen kontinuierlich fressen. Studien belegen, dass Meerschweinchen in ihrer Heimat Mittel- und Südamerika in freier Wildbahn innerhalb von 24 Stunden ca. 80 bis 100 kleine Portionen fressen. Die ständige Nahrungsaufnahme ist extrem wichtig, weil dadurch ein ständiges Weiterbefördern der Nahrung vom Magen (sog. „Stopfmagen“) in den Darm gewährleistet wird. Nur so kann die Darmperistaltik aufrecht erhalten werden. Meerschweinchen können übrigens im Gegensatz zu beispielsweise Hunden oder Katzen aufgrund ihrer schlecht ausgebildeten, dünnwandigen Magenmuskulatur nicht erbrechen. Der Magen eines ausgewachsenen Meerschweinchens hat ein Fassungsvermögen von durchschnittlich 25 ml.
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Wir hoffen, Ihnen einen kleinen Überblick über die grundlegendsten Bedürfnisse unserer kleinen Freunde gegeben zu haben. Vielleicht konnten wir Ihnen auch vermitteln, dass Meerschweinchen keineswegs so pflegeleicht, genügsam und robust sind, wie sie in vielen Zoofachgeschäften, Gartencentern und Baumärkten leider immer noch leichtfertig „angepriesen“ werden. Bitte wenden Sie sich an uns, wenn Sie noch Fragen rund um das Thema Ernährung und Gesundheit haben. Wir freuen uns über Ihr Interesse und nehmen uns gerne Zeit für Sie!